Oman: Der Zauber des Orients
Das Sultanat im Osten der arabischen Halbinsel zeigt sich weltoffen und modern aber auch mit vielen Traditionen und spektakulären Naturerlebnissen.
Lautstark dröhnt der Ruf des Muezzin aus den Lautsprechern, als wir im Abendlicht vom Aussichtspunkt über der Stadt auf das Treiben in Maskat blicken. Es ist ein magischer Moment, vor uns die Stadt, umgeben von Bergen auf der einen und vom Meer auf der anderen Seite. Am Hafen, neben dem Souk von Muttrah versammeln sich um diese Tageszeit die Männer in ihren weißen Gewändern und traditionellen Kopfbedeckungen auf dem Vorplatz der Moschee. Es wird geredet und gelacht, während aus den Geschäften des Souks die Weihrauchschwaden aufsteigen, die sich mit dem Geruch von Kardamom vermischen, der mir vom frisch gebrühten Kaffee in die Nase steigt. Wenige Meter weiter werden in den schmalen Gassen des Souks allerlei Dinge feilgeboten. Schon am ersten Tag tauchen wir voll ein in die Welt des Orients und verlieren uns in den Eindrücken, die Omans Hauptstadt bietet.
Davon noch immer begeistert, erkunden wir einen Tag später auf einem Boot die Küste vor Maskat. Es dauert nicht lange, bis die ersten Delfine in der Ferne auftauchen und unsere Blicke auf sich ziehen. Eine Wasserschildkröte zieht unbeeindruckt an mir vorbei und widmet sich weiter gemächlich ihrer Futtersuche, als ich wenig später vom Schiff in das 28 Grad warme Wasser springe, um die Unterwasserwelt zu erkunden. Dass Oman, nur sechs Flugstunden von Zürich entfernt, im Dezember solche Bedingungen bietet, macht es zur echten Alternative zum Langstreckenflug in die Karibik.
Über Nizwa in die Berge
Von Maskat fahren wir tags darauf mit unserem Guide Yasser Al Maamari im schicken Allrad Richtung Jabal Akhdar in die Berge. In Nizwa legen wir allerdings erstmal einen Zwischenstopp ein, denn „wer nicht in Nizwa war, war nicht in Oman“, erklärt uns Yasser, als wir uns durch 64 Sorten an Datteln probieren und bei dem großen Angebot an Nüssen und Gewürzen beinahe in einen Kaufrausch verfallen. Auf der fast leeren Autobahn fahren wir schließlich weiter, bis wir die Höhenstraße erreichen, an der jeder Autofahrer über die Tücken der kurvigen Straße aufgeklärt wird. Als Österreicher zaubert uns diese Information ein amüsiertes Lächeln auf die Lippen. Die gut ausgebaute Straße ist ein Klacks und so erreichen wir bald das Hochplateau, das einen spektakulären Blick auf den Canyon freigibt. Schon Prinzessin Diana wusste um die Schönheit dieses Ortes. Lange bevor hier das Luxushotel Anantara Al Jabal Al Akhdar thronte, ließen sich Prinz Charles und Diana mit dem Hubschrauber hierher fliegen. Was sie dazu bewegte, können wir mehr als gut nachvollziehen, als die Sonne langsam hinter den Bergen in den Canyon eintaucht und ihn in leuchtendem Rot-Gold erstrahlen lässt.
Spektakulärer Blick
Auf 2000 Metern Höhe, hat man einen atemberaubenden Blick auf den „Grand Canyon von Oman“. Hier kann man Wanderugen unternehmen, klettern oder einfach die Sonnenuntergänge genießen. Mehrere Hotels liegen direkt am Canyon, darunter das Anantara Al Jabal Al Akhdar.
Vom Canyon in die Wüste
Nach der schroffen Bergwelt ist unser nächstes Ziel die Wüste Al-Wahiba. Statt Felsen ragen hier, nur wenige Stunden später, Dünen bis zu 200 Meter in die Höhe. Für Yasser ist das kein Hindernis. Gekonnt manövriert er, nachdem wir etwas Luft aus den Reifen gelassen haben, das Auto über den Sand, bis wir schließlich das Oryx Camp erreichen, wo wir die heutige Nacht inmitten der Wüste verbringen. Vorsichtig nähere ich mich einem freilebenden Dromedar, das, fast schon zu kitschig um wahr zu sein, unter dem aufgehenden Vollmond steht und uns neugierig anblickt. Der Wind zieht inzwischen zügig über die Spitzen der Dünen und verwischt die letzten Spuren des Tages, um Platz für neue zu machen.
Sultan für knapp 50 Jahre
Während das Leben der Beduinen in der Wüste noch heute von Jahrhunderte alten Traditionen geprägt ist, hat sich das restliche Land längst weiterentwickelt. Seit 1970 führte Sultan Qaboos bin Said Al-Said Oman für fast 50 Jahre. Nachdem er mit 29 Jahren seinen konservativen Vater vom Thron stürzte, machte er aus dem Oman ein modernes Land. Dass Frauen heute ganz selbstverständlich studieren, Stipendien an Unis im Ausland bekommen und guten Berufen nachgehen, wäre ohne ihn wohl undenkbar gewesen. Als einer von wenigen Herrschern im Nahen Osten setzte sich Sultan Qaboos für die Förderung der Frauen ein. Zwar machen die Menschen im Oman aufgrund ihrer traditionellen Gewänder auf Außenstehende einen sehr konservativen Eindruck, von diesen Äußerlichkeiten sollte man sich allerdings nicht täuschen lassen. „Die jungen Omanis leben ein ganz normales Leben, wie ihr das auch macht“, erklärt uns Yasser, der sich mit der Gründung von Al Maamari Tours ein lukratives Standbein geschaffen hat und durch seine Reisen auch das Leben in Europa kennt. „Manche Familien sind eben strenger als andere aber auch wir haben Nachtclubs und Bars und natürlich gibt es auch Möglichkeiten für Jugendliche sich zu daten.“ Dass sie als Frau im Oman eben genau so sein darf, wie sie ist, das hat auch Jasmin Nutt vor fünf Jahren dazu bewegt, ihre Zelte in der Schweiz abzubrechen und in das Sultanat zu übersiedeln. „Ich habe mich in das wunderschöne Land verliebt, als ich zum ersten Mal hier war“, erzählt die Schweizerin. Dass sie eine andere Religion hat, kein Kopftuch trägt und einen guten Job hat, war nie ein Problem.
Und auch bei mir hinterlässt das Land nach dem ersten Besuch das Gefühl, noch einmal wiederkommen zu müssen. Viel zu viel gibt es noch zu entdecken. Zwar kann man in sieben Tagen einen guten Eindruck gewinnen, doch wer richtig eintauchen möchte, bleibt am besten gleich mehrere Wochen.
Strandurlaub in Salalah
Karibik des Orients
Aus gutem Grund wird Salalah auch als Karibik des Orients bezeichnet. Der Süden von Oman eignet sich perfekt für Strandurlaub. Am besten erreicht man Salalah mit einem Inlandsflug ab Maskat.
Im Süden des Landes, in Salalah, kann man den weißen Strand und das kristallklare Meer in vollen Zügen genießen. Zwar könnte man in Hotelkomplexen, wie dem Hawana locker eine ganze Woche verbringen, ohne sich zu langweilen, allerdings gibt es auch in der Provinz Dhofar unglaublich viel Kulturelles aber auch landschaftlich Schönes zu entdecken. Im Juli und August verwandelt sich die Wüste aufgrund des Monsuns für kurze Zeit in eine grüne Oase. Ein Spektakel, das vor allem Touristen aus der ganzen arabischen Halbinsel anlockt. Wer sich hingegen für Weihrauch interessiert, wird auf dem Weihrauchsouk von Salalah garantiert fündig. Hier gibt es das weiße Gold in alles Varianten und Qualitäten. Was viele nicht wissen: Weihrauch der höchsten Qualität kann man auch essen oder in Wasser auflösen und trinken. Das allerdings ist Geschmacksache. Am besten probiert man sich vor Ort durch.
Nützliches für Oman
Anreise: Edelweiss fliegt bis Anfang Mai 2023 immer freitags nonstop von Zürich nach Maskat im Oman. Nach einer Sommerpause wird der Nonstop-Flug Ende September 2023 wieder aufgenommen.
Touren: Al Maamari Tours organisiert Touren und hat ausgezeichnete Guides.