Kleines Land mit großer Vielfalt
Atemberaubende Landschaften, die herzlichen Menschen, großartiges Essen und ein Weltwunder machen eine Reise nach Jordanien zum ganz besonderen Erlebnis.
Nur wenige Flugstunden von Zürich entfernt befindet sich ein wahres Juwel, das für viele abseits des Weltwunders Petra noch gänzlich unbekannt ist. Selbst wer nur vier Tage Zeit hat, kann mit Petra, dem Toten Meer, Wadi Rum und vielleicht sogar Akaba die größten Highlights des Landes erleben. Auf jeden Fall aber sollte man auch einen Tag in Jordaniens Hauptstadt Amman einplanen, denn es gibt viel zu entdecken, wie etwa die Zitadelle, deren Relikte auf dem Jabal Al Qal’a, einem der höchsten Hügel der Stadt, thronen. Beim Spaziergang durch das Gelände erfahren wir nicht nur viel über die Geschichte des Landes, auch der Blick über die Stadt ist spektakulär. Knapp die Hälfte der 10 Millionen Einwohner Jordaniens lebt in der Hauptstadt. Amman ist Finanzzentrum, Handelsort und politisches Zentrum, hat sich aber seine Traditionen bis heute bewahrt. Schließlich gilt die jordanische Hauptstadt als eine der ältesten bewohnten Städte der Welt. Einen Blick darauf bietet uns wenige Minuten später das römische Amphitheater am Fuße des Zitadellenhügels, das beinahe vollständig erhalten ist. Alt und Jung erklettern die Treppen des Theaters, schießen Fotos oder lauschen dem Flötenspiel eines Straßenmusikers.
Süßigkeiten und Datteln
Es ist vergleichsweise ruhig, als wir nachmittags durch die Straßen von Amman schlendern. Freitag ist hier, wie in allen muslimischen Ländern, der wöchentliche Ruhetag. Die meisten Geschäfte sind geschlossen. Vor dem unscheinbaren Laden von Habibah Sweets steht man aber auch heute Schlange. Was wie ein bescheidener Straßenstand aussieht, ist seit 1951 einer der bekanntesten Hersteller von Kunafa und anderen süßen Köstlichkeiten. In Jordanien gehört das warme, in Sirup getränkte Käsegebäck mit weicher Grieskruste zu den beliebtesten Süßigkeiten. Angeboten werden aber selbstverständlich auch andere orientalische Desserts, wie Baklava, gefüllte Datteln oder die leckeren Sesamkekse, die uns in den nächsten Tagen noch öfter unterkommen werden.
Sehnsuchtsziel Wadi Rum
Ein harter Kontrast zum Leben in Amman ist nur vier Autostunden weiter südlich der traditionelle Alltag der Beduinen im Wadi Rum. Auf der Ladefläche sitzend, rauschen wir mit dem Jeep durch die Wüste und begeben uns auf die Spuren von Lawrence von Arabien und auf die des Marsianers Mark Watney, für den die spektakuläre Wüstenlandschaft ebenfalls als Drehort diente. Während vor uns langsam die Sonne untergeht, erzählt Ahmed vom Leben in Jordanien. Dass im Land fast alle Englisch sprechen, macht den Austausch mit den Menschen einfach. Als würden wir uns schon lange kennen, wird gewitzelt und auch über ernstere Themen gesprochen. Die Gastfreundschaft wirkt hier nicht aufgesetzt, sie kommt von Herzen. Das merken wir auch, als unser Fahrer Jakob uns zurück im Bus diesmal nicht nur mit seinem freudigen Lachen begrüßt, sondern uns mit Waffeln beschenkt. „Ich habe beim Einkaufen an euch gedacht“, ruft er fröhlich, als wir einsteigen. Dass er extra für uns seine Oud, ein arabisches Zupfinstrument, eingepackt hat und uns zur abendlichen Teezeremonie im Wüstencamp etwas vorspielt, bereitet ihm wohl genausoviel Freude wie uns. Übernachtet wird mitten in der Wüste, in runden, futuristischen Zelten. Weil sie vorne durchsichtig sind, bieten sie einen wunderschönen Blick auf die Landschaft und den Sternenhimmel, doch unsere Nacht ist nur kurz, denn frühmorgens, noch im Dunkeln, warten Mohammed und Abdullah bereits mit ihren Dromedaren auf uns. Seine Tiere habe er von seinen Großeltern übernommen, erzählt Mohammed, als er die Karavane in ruhigem Schritt durch die Wüste führt. Dromedare haben bei den Beduinen einen hohen Stellenwert. Ihre Milch ist kostbar. Heute sind Touristen, für die der Ritt durch die Wüste ein Abenteuer ist, eine zusätzliche Einnahmequelle. Während Amber mich über den Sand trägt, stockt mir beim Anblick der kargen Felsen, die in der Ferne hinter dem morgendlichen Nebel immer klarer zu sehen sind, der Atem. Die Ruhe der Wüste, die Eintönigkeit der Farben und das regelmäßige Grölen der Dromedare lassen einen den Alltag komplett vergessen. Dass ich erst vor zwei Tagen noch in Österreich war - kaum vorstellbar. Viel zu sehr bin ich bereits in die arabische Welt mit all ihren Facetten eingetaucht.
Übernachtung in der Wüste
Bilder, wie aus “Der Marsianer” bieten sich einem in den abgelegenen Wüstencamps im Wadi Rum. Von den Bubbles hat man nach vorne einen wunderschönen Blick.
Ritt auf dem Dromedar
Was gibt es schöneres, als dem Sonnenuntergang im Wadi Rum entgegenzureiten? Mohammed holt die Touristen auch gerne direkt beim Camp ab. Foto: Edelweiss/Loren Bedeli
Unterwasserwelt am Roten Meer
Eine weitere dieser Facetten zeigt sich uns schon eine gute Stunde später. Statt auf Dromendaren in der Wüste sitzen wir jetzt bei sommerlichen Temperaturen auf einem Boot vor Akaba am Roten Meer. Yazan war einer der ersten, der Tauchern hier die bezaubernde Unterwasserwelt näherbrachte. Inzwischen hat er sich auch einen Namen als Unterwasserfotograf gemacht. Als er mir seine wunderschönen Bilder zeigt, kann ich es kaum erwarten, endlich mit ihm ins Wasser zu springen und auch die Unterwasserwelt Jordaniens zu erkunden. Was für ein Kontrast zum Kamelritt nur wenige Stunden zuvor. Und als wäre das noch nicht genug, fahren wir am nächsten Tag wieder weiter, Richtung Norden, denn auch wenn unsere Reise diesmal nicht allzu lange ist, ein weiteres Highlight möchten wir auf keinen Fall verpassen: das Tote Meer. Und so lassen wir uns nach einer Schlammpackung gemütlich treiben und genießen abends ein letztes Mal das köstliche Essen, bevor es am nächsten Tag wieder nach Hause geht. Am Flughafen angekommen, schließt Jakob uns noch einmal alle fest in seine Arme und winkt uns hinterher. Die Herzlichkeit der Menschen, die wunderbare Natur und die spannende Geschichte, die das Land zu erzählen hat, werden mir noch lange in Erinnerung bleiben.
Das Schatzhaus des Pharao
Ok, zwar hat Jordanien abseits von Petra unfassbar viel zu bieten aber sind wir uns ehrlich: Ein Besuch des Landes, ohne das neue Weltwunder zumindest einmal gesehen zu haben, geht einfach nicht. Viel zu schön und spektakulär ist der Al Siq Canyon mit seinen rot leuchtenden Felsen, die rechts und links vom Weg in die Höhe ragen. Nach dem kurzweiligen Fußmarsch gelangt man zum eigentlichen Höhepunkt, dem „Schatzhaus des Pharao“. Die Fassade des Khazne al-Firaun ist die berühmteste der Stadt Petra. Touristen, Dromedare und Händler teilen sich den begrenzten Platz vor dem berühmten Bauwerk. Wer dem Trubel hier etwas entgehen möchte, kann für fünf Dinar auf dem gegenüberliegenden Felsen einen Pfad nach oben besteigen und hat von dort einen tollen Blick und großartige Fotomöglichkeiten. Von hier aus geht es noch ein ganzes Stück bis zum Ausgang, vorbei an weiteren Portalen und Sehenswürdigkeiten. Wem das Gehen zu anstrengend ist, kann wahlweise auch auf Dromedaren, Eseln oder Pferden reiten.
Ein besonderes Erlebnis ist übrigens „Petra bei Nacht“. Jeden Montag, Mittwoch und Donnerstag wird der Weg abends mit Kerzen beleuchtet. Es bietet sich also an, abends in Petra anzukommen, den Weg bei Nacht zu gehen und am nächsten Morgen nochmal Petra bei Tag zu besuchen. Der Eintritt für zwei Tage ist kaum teurer als der für einen Tag.
Guter Fotospot
Vom gegenüberliegenden Felsen hat man einen etwas anderen Blick auf das Schatzhaus. Für fünf Dinar bringen Einheimische einen über den ungesicherten Weg nach oben.
Nützliches zu Jordanien
Anreise: Edelweiss fliegt ab Februar 2023 donnerstags und sonntags direkt von Zürich nach Amman und Akaba (ZRH-AMM-AQJ). Rückflüge montags und freitags.
Übernachtung: Wüstencamp und Übernachtung in Bubbles im Wadi Rum. Viele Camps liegen dicht nebeneinander und sind nicht so abgelegen, wie man sich das vielleicht vorstellt. Ein guter Tipp, völlig abseits der anderen Camps ist das Hasan Zawaideh Luxury Camp 2. Auf der Website kann man gute Packages buchen, wie etwa eine Jeepfahrt durch das Wadi Rum, inklusive Übernachtung und Kamelritt für 150 Euro/Person.
Tauchen: In Akaba bietet Sea Guard Diving gute Tauch- und Schnorchelausflüge an.
Totes Meer: Baden an öffentlichen Stränden ist nicht möglich. Am besten nutzt man die Strände in einem der Hotels. Dies ist meist auch ohne Übernachtung buchbar. Dort bekommt man dann auch Handtücher, kann die Dusche nutzen und sich mit Schlamm einreiben. Wir waren im Marriott.